Es gab nichts, was ich mich nicht getraut hätte zu fragen
Famulatur in der Anästhesiologie und Intensivmedizin vom 10.09. – 10.10. 2012
Anfang des Jahres 2012 hatte ich in der Marburger Bund Zeitung einen Bericht über das „Braker Modell“ gelesen und mich für eine Famulatur in der Anästhesiologie beworben. Ich bekam sogleich eine Antwort sowohl von Dr. Stefan Hübner als auch von Frau Oberegger (sie ist zuständig für das Organisatorische). Nach einem Telefonat und einigen Emails stand fest, ich würde vom 10.09. bis 10.10.2012 im St. Bernhard-Hospital in Brake (Unterweser) famulieren.
An meinem ersten Tag wurde ich vom Chefarzt Dr. Stefan Hübner persönlich in Empfang genommen. Er führte mich auch gleich durch die gerade umgebaute Intensivstation und erklärte mir, wie diese aufgeteilt ist, wie sich die Bettensituation darstellt und er machte mich mit den diensthabenden Ärzten und Pflegekräften bekannt. Nach dem ersten Rundgang gingen wir gemeinsam in den OP. Hier wurde mir erklärt, welches Gerät was, wie und warum macht. Danach schaute ich beim ersten Patienten zu, wie er in Narkose gelegt, mit Maske und Beutel beatmet und mit einer Larynxmaske intubiert wurde. Beim nächsten Patienten wurde es sehr spannend, denn ich durfte zum ersten Mal in meinem Leben selbst mit Maske beatmen und versuchen mit einer Larynxmaske zu intubieren. Ich war in dem Moment sehr aufgeregt, doch ich bekam ruhige Anweisungen und natürlich auch Hilfestellungen, sodass es kein Problem war. Ich lernte sofort, dass die Masken-Beatmung alles andere als einfach ist, vor allem braucht man dazu Kraft in der linken Hand. Ich hatte während meiner Famulatur oft Muskelkater in meinem linken Arm.
Die ersten zwei Wochen war ich im OP. Hier lernte ich nach und nach den Ablauf kennen und konnte so auch schon ein wenig mithelfen. In der Einleitung durfte ich regelmäßig Viggos legen, mit Maske beatmen und versuchen zu intubieren. Jeder einzelne Anästhesist zeigte mir seine persönliche Herangehensweise, sodass ich einen kleinen Überblick über die verschiedenen Techniken gewonnen habe. Die Fragen, die ab und zu aufkamen, wurden mir gerne beantwortet. Bei spezielleren Fragen wurden auch manches Mal ein Anästhesiebuch oder das Internet herangezogen. Es gab nichts, was ich mich nicht getraut hätte zu fragen. Auch während einer OP erhielt ich aufschlussreiche Erklärungen vom Anästhesisten und ebenfalls vom operierenden Chirurgen. Die Chirurgen waren natürlich auch darüber informiert, dass ich Famulantin war, denn ich war die einzige im OP-Bereich. Das hatte viele Vorteile, da sich alle bemühten, mir etwas aus ihrem Bereich zu zeigen. Auch die Pfleger/innen nahmen sich Zeit und erklärten mir, was auf dem Bildschirm bei einer laparoskopischen OP zu sehen war. Ich lernte durch solche Gespräche unglaublich viel.
Das Angebot einmal mit an den OP-Tisch zu kommen und mich chirurgisch zu waschen, schlug ich nicht aus. Ich konnte so nachvollziehen, wie es auf der „anderen“ Seite zu geht und die Kommunikation zwischen Anästhesisten und Chirurgen das A. und O. ist.
Die chirurgische Abteilung veranstaltete am 21.09. eine Fortbildung in minimal-invasiver Chirurgie, zu der mich Chefarzt Dr. Jan Herrfurth einlud. Es war sehr spannend zum ersten Mal selbst laparoskopische Geräte in der Hand zu halten und zu merken, wie schwierig es doch ist, diese Geräte richtig zu handhaben.
In der dritten Woche durfte ich auf die Intensivstation und den Oberärzten Ruth Oehlen und Dr. Peter Günther über die Schulter schauen. Hier war ich bei Bronchoskopien und Tracheotomien dabei. Mir wurden die verschiedenen Techniken erklärt, ich durfte selbst durch ein Bronchoskop schauen und das Highlight war sicherlich eine ZVK-Anlage, die ich selbst durchführen durfte (nachdem ich vorher mit Erklärung zugeschaut hatte). Da die Intensivstation interdisziplinär betreut wird, bekam ich auch von den Internisten einiges mit. Auch sie erklärten viel und holten mich dazu, wenn es etwas Interessantes zu sehen gab.
Während meiner Intensivwoche bekam ich einen Notarzt-Peeper. Es war für mich das erste Mal, dass ich mit der Notfallmedizin in Berührung kam. Mein erster Einsatz war ein zerebraler Krampfanfall. Dr. Marco Remmert, der Notarzt, erklärte mir, wie man mit einem solchen Patienten umgeht und welche präklinische Maßnahmen ergriffen werden.